Freitag, 27. Februar 2015

Die Schlacht um Mittelerde tobt in Tübingen

Eine der charmantesten Seiten Tübingens ist die Indoktrination. Denn "Woher stammt nur der Aberglaube, dass die Wahrheit sich selber Bahn breche?" - wie es Ernst Bloch formulierte. In Tübingen bricht heutzutage unser Oberbürgermeister Boris Palmer der Wahrheit Bahn. Aktuell scheint dies nötig zu sein, denn da soll ein Parkhaus direkt neben dem Neubau der Augenklinik errichtet werden, damit die Beschäftigten nicht 500 Meter laufen müssen. Indoktrination scheint mir hier gerechtfertigt.Und überhaupt wird in Tübingen die Schlacht um Mittelerde ausgetragen. Hier sind die Fahrradfahrer militanter und die Autofahrer überzeugter von ihrem Tun als in anderen Orten der Republik. Man fährt nicht nur, sondern man fährt aus Überzeugung und als politische Aktion. Und noch einmal Bloch: "Der Aberglaube an die automatische Wirkung der Einsicht kommt außerhalb der schematischen Propaganda nur noch bei alten Mathematiklehrern vor."

Sonntag, 19. Oktober 2014

Und Friede auf Erden und weitere Wünsche

Die Tübinger OB-Wahl ist geschafft. Boris Palmer hat die Wahl wohl verdientermaßen gewonnen - auch weil er sich als taktisches Cleverle erwiesen hat. Da ich in diesem stark frequentierten Blog eine Wahlempfehlung ausgesprochen habe, steht es mir durchaus zu, jetzt einen Forderungskatalog aufzustellen:


  1. Der Wahlkampf ist vorbei. Es möge Friede einkehren in Tübingen. Die Leserbriefschreiber sollen sich bitte wieder der Jahreszeit entsprechend mit Laubbläsern beschäftigen.
  2. Von unserem Social Media affinen Oberbürgermeister (die Facebook-Schlachten mögen beendet sein) erwarte ich, dass er Tübingen in diesem Bereich wesentlich vorwärts bringt. Dazu gehört z.B. eine städtische Facebook-Seite und die Abschaffung der Tageslichtprojektoren im Carlo-Schmid-Gymnasium.
  3. Da zum Unterstützerkreis von Boris Palmer der äußerst erfolgreiche Offline-Online-Stationär-Internet-Unternehmer Christian Riethmüller gehört, erwarte ich, dass Facebook-Guru Boris Palmer zusammen mit besagtem Unternehmer Tübingen zu einer Modellkommune im Bereich der Verknüpfung von Online- und Offline-Einzelhandel macht.
  4. Ich erwarte ein sinnvolles Konzept für kostenlosen Nahverkehr. Nicht nur medienwirksame Effekthascherei.
  5. Als vierfacher Vater sehe ich es nicht ein, dass ich noch Kindergartengebühren zahlen muss.
  6. Meine E-Mails sollen weiterhin binnen 24 Stunden beantwortet werden.
Dies wären mal meine ersten Forderungen. To be continued.

Freitag, 17. Oktober 2014

Pathos und Persönlichkeit: eine Wahlempfehlung?

Wenn man frühere Posts dieses nur sporadisch gepflegten Blogs liest, werde ich sicher nicht unter Verdacht geraten, ein Palmer-Groupie zu sein. Wenn man diesen Post zu Ende liest, könnte man jedoch argwöhnen, dass ich eine Präferenz hinsichtlich der Oberbürgermeisterwahl entwickelt habe. Zunächst einmal zum Pathos. Es geht um Tübingen! Und hier wohne ich seit ziemlich genau 15 Jahren. Es geht um die Stadt, in der ich mit meiner Familie lebe, wo meine Kinder aufwachsen und wo unser rot gestrichenes Haus steht. Deswegen werde ich zur Wahl gehen. Wegen dem skurrilen, autofeindlichen, einigermaßen fahrradfreundlichen, höllisch grünen, spießigen, pietistischen Tübingen. Und den Gutmenschen. Das ist eine Marke, ein Branding. Es ist ja nicht so, dass ich noch nie im Halteverbot an einer Bushaltestelle oder in einer Feuerwehrzufahrt geparkt habe. Da bin ich ganz ehrlich zu mir. Aber genauso schonungslos muss ich sagen, dass das Parken mit dem Dienstmercedes im Halteverbot an einer Bushaltestelle nicht zu der Marke Tübingen passt. Jetzt zur Persönlichkeit, denn OB-Wahlen sind ja Persönlichkeitswahlen.. Über Frau Soltys kann ich in dem Zusammenhang nichts sagen. Palmer ist wahrscheinlich zumindest etwas arrogant, oberlehrerhaft und selbstverliebt. Wenn ich seine Politik fair beurteile, komme ich zu dem Schluss, dass er Tübingen in vielen Dingen voran gebracht hat. Noch wichtiger finde ich, dass er den Markenkern Tübingens verkörpert und weiter entwickelt hat. Dies würde ich Frau Soltys absolut nicht zutrauen.

Montag, 18. August 2014

Stadt Tübingen, Facebook und der OB-Wahlkampf

Oberbürgermeister Palmer nutzt seinen privaten Facebook Account vorbildlich. Er diskutiert dort mit Bürgern über die Entwicklung der Stadt, stellt sich Kritik und holt Meinungsbilder ein. Zuletzt wurde dort die Möglichkeit eines neuen Clubs in Bahnhofsnähe diskutiert, um das Tübinger Nachtleben attraktiver zu gestalten. Über 1000 "Gefällt mir Angaben" und zahllose Diskussionsbeiträge verdeutlichen die Relevanz des Mediums "Facebook" für die Stadtpolitik. Umso unverständlicher ist die Weigerung des Tübinger Gemeinderats, der Einrichtung einer städtischen Facebook-Seite zuzustimmen. Hierdurch wird die Stadtpolitik Tübingen in den sozialen Medien ausschließlich der Person Boris Palmer zugeordnet. Jetzt könnte man denken, ist doch egal, wenn der Gemeinderat sich selbst degradiert. Aber diesen Herbst ist Oberbürgermeisterwahl. Vor diesem Hintergrund ist das Verhalten des Gemeinderats nicht nur wenig schlau und ignorant, sondern auch undemokratisch. OB-Wahlen sind Persönlichkeitswahlen. Die Deutungs- und Informationshoheit der Tübinger Stadtpolitik in den sozialen Medien hat ausschließlich die Person Boris Palmer. Wo bleibt der Pluralismus? Wie soll ein Kandidat in den sozialen Medien noch punkten können, wenn das Sprachrohr durch den Amtsinhaber besetzt ist? In den sozialen Medien ist der Wahlkampf bereits entschieden.

Montag, 25. November 2013

Ein Blockwart und die fehlende Ethik des Neulands

Die Medienpräsenz des Tübinger Oberbürgermeisters sehen so manche als das beste Stadtmarketing für Tübingen an. Die Themenvielfalt, mit der Herr Palmer es regelmäßig schafft, die nationale Presse und die verschiedensten mehr oder weniger anspruchsvollen Talkshows zu bespielen, ist beeindruckend: japanischer Dienstwagen, Stuttgart 21, Felicia Langer, schwarz-grüne Gedankenspiele - um nur Einiges zu nennen. Die jüngste Schlagzeile im Focus lautete allerdings: User bemängeln „Blockwart-Mentalität“ - Grüner OB stellt Falschparker an den Facebook-Pranger" - Klingt nicht gerade nach positivem Stadtmarketing. Was war passiert? Herr Palmer hatte abends einen falsch parkenden Jeep entdeckt (der den Fußgängerweg für Kinderwägen und Rollstühle total blockierte), diesen fotografiert und flugs mit deutlich sichtbarem Kennzeichen auf seinem Facebook-Profil gepostet. Irgendwie kommt mir da die NSA in den Sinn. Da gibt es ein demokratisches Land, dass ohne Verdachtsmomente die ganze Welt ausspioniert. Das ist unfassbar, wird aber wenig beachtet. Wo besteht der Zusammenhang? In beiden Fällen geht es für mich um Persönlichkeitsrechte und um Datenschutz. Ich stelle mir gerade vor, wie es wäre, wenn meine Kinder aus der Schule kommen und mir erzählen, dass ihr Papa beim Falschparken fotografiert und auf Facebook veröffentlicht wurde. Unverhältnismäßig. Ähnlich muss man dies bei Presseberichten sehen, die Menschen persönlich betreffen. Früher sagte man: Morgen wickeln wir mit der Zeitung von heute den Salat ein. Mittlerweile kann man jede Schlagzeile jahrelang noch googeln. Eine ethische Nutzung des "Neulands" ist erforderlich.

Samstag, 2. November 2013

Geht's auch mal ohne Facebook?

So lautet der Titel eines Kommentars von Ulrich Janßen im Tagblatt Anzeiger. Die Frage, ob es auch ohne Tagblatt Anzeiger geht, haben ja schon viele Menschen mit ja beantwortet. Auf vielen Briefkästen kann man lesen: Keine Werbung, keine kostenlosen Anzeigeblätter. Die Frage, ob es auch ohne Journalisten wie Herrn Janßen geht, hat zumindest die jüngere Generation auch schon beantwortet. Gerade einmal sieben Minuten pro Tag lesen Menschen unter 30 noch Zeitung - nachzulesen in der ARD-ZDF-Onlinestudie. Seine Ablehnung einer städtischen Seite in Facebook begründet Herr Janßen damit, dass z.B. auf der Heidelberg-Seite nur Stadtmarketing gemacht würde. Dies ist ihm zu banal. Auf einer Tübingen-Seite müsste natürlich diskutiert werden, so richtig politisch, meint Herr Janßen. Heidelberg präsentiert sich auch durch Facebook als Stadt, die für junge Menschen und Touristen attraktiv ist. Jetzt kann man sagen, in Tübingen gibt es ohnehin schon genug junge Menschen und der Wohnraum ist knapp. Stimmt. Und wer will schon Touristen. Aufgrund des demografischen Wandels werden die jungen Menschen in absehbarer Zeit jedoch knapper werden und die Universitätsstandorte werden um die jungen Menschen buhlen müssen. Und nur belebte Innenstädte bleiben attraktiv. So banal ist Stadtmarketing also doch nicht. Ob man durch Facebook allerdings die Energiewende herbeiführen kann, weiss ich nicht. Aber dafür haben wir ja Boris Palmer.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Tübingen und Facebook

Oberbürgermeister Palmer ist ein eifriger Facebook-Nutzer. Er hat die Maximalzahl von 5.000 "Freunden" schon lange erreicht. Er veröffentlicht dort Kommentare zur Bundes- und Landespolitik seiner grünen Partei, aber auch seine Sicht als Oberbürgermeister auf die Tübinger Stadtpolitik. Er steht dort im intensiven Austausch mit Tübinger Bürgern, aber auch mit Nicht-Tübingern. Er beantwortet viele Kommentare und Anfragen. Im Prinzip kann man seinen Umgang mit Facebook schon als vorbildlich bezeichnen. Aber ... Was mir nicht gefällt, ist die Mischung von grüner Parteipolitik und Tübinger Kommunalpolitik. Aber es ist seine Seite und er kann so agieren. Gut wäre, wenn es eine offizielle Facebook-Seite der Stadtverwaltung gäbe. Aber dies lehnt der Tübinger Gemeinderat immer wieder ab. Eigentlich dumm, denn dadurch überlässt der Gemeinderat die Deutungshoheit in den sozialen Medien allein dem Oberbürgermeister. Interessant wird dies sicher bei der nächsten OB-Wahl.